Remo Abächerli ist Vollblutunternehmer. Er sieht sich als Partner für Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer. Foto: Mischa Hauswirth

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«Bei der Planung von Holzschlägen sollten Förster uns einbeziehen»

Im Juni startete der Verband Forstunternehmer Schweiz (FUS) in eine neue Zukunft. Vizepräsident Remo Abächerli erklärt, warum Forstunternehmer immer wichtiger werden für die Waldbewirtschaftung und warum die Zusammenarbeit neu gedacht werden muss.

Interview Mischa Hauswirth | Herr Abächerli, was ändert sich in den kommenden Jahren in der Waldbewirtschaftung?

Die Arbeit im Schweizer Wald wird mehr werden, auch die Herausforderungen. Darum möchten wir als private Forstunternehmer mit den öffentlichen Forstbetrieben auf Augenhöhe und barrierefrei zusammenarbeiten können. Das heisst, dass die Forstunternehmer besser integriert werden möchten.

Was meinen Sie mit «besser integrieren»?

Bereits bei der Planung von Holzschlägen sollten Betriebsleiter uns Forstunternehmer einbeziehen. Es geht auch um die Frage, wer künftig die Waldbewirtschaftung ausführt und ob immer die öffentlichen Forstbetriebe die Planung machen und die Abläufe bestimmen. Wir Forstunternehmer sind nicht einfach nur Dienstleister oder Auftragnehmer, die bei grosser Arbeitsbelastung  beigezogen werden. Wir wollen vermehrt ein partnerschaftliches Verhältnis.

Ist die Tendenz zur Forstreviervergrösserungen gut für Forstunternehmen?

Ich denke, ja. Auch mit Hinblick auf den Fachkräftemangel. Deshalb ist die erwähnte partnerschaftliche Zusammenarbeit so entscheidend. Forstunternehmer haben sich in den vergangenen Jahren Richtung Generalunternehmen weiterentwickelt, und viele Unternehmer arbeiten mit Fachpersonal. Das wirkt sich auf die Arbeitsqualität positiv aus. Kam der Unternehmer früher traditionell aus dem Akkordantentum, ist es heute häufig so, dass auch Förster als Geschäftsführer und Betriebsleiter in Forstunternehmen tätig sind, neben vielen Forstwarten. Auch im Bereich Planung der Feinerschliessung oder Logistik sind wir als Unternehmer heute ganz anders aufgestellt als etwa vor 20 Jahren.

Warum ist so wichtig, die Forstunternehmen früh einzubinden?

Wenn wir mehr in die Bewirtschaftung und die Planung eingebunden sind, lassen sich die Einsätze viel effizienter planen. Für uns wie für die Auftraggeberinnen oder Auftraggeber. Diese Freiheit fehlt im Moment, weil die öffentlichen Forstdienste sich hier wenig offen zeigen. Es gibt strukturelle bedingte Erschwernisse, da die grossen Forstbetriebe uns Unternehmer anders integrieren als an Orten, wo der Forstbetrieb generell zu viel Arbeit hat und auf Unterstützung angewiesen ist. Unsere Wunschvorstellung wäre, dass wir als Forstunternehmer auch Gesamtpakete anbieten können – und vor allem, diese akzeptiert werden –, von der Planung bis zum Eingriff. Das würde auch das Vertrauen in unsere Qualitätsarbeit fördern. Ganz grundsätzlich brauchen wir mehr Auslastung. Wenn eine Maschine statt 800 Stunden das Doppelte eingesetzt werden kann, werden die Kosten insgesamt günstiger. Das merken die Auftraggeber dann auch beim verrechneten Stundenansatz. 

Wie sieht es aus mit der Qualitätskontrolle?

Ich arbeite in einem Bereich, da gibt es nach jedem Auftrag ein Abnahmeprotokoll, und es wird eine Qualitätsbeurteilung durchgeführt mit dem Revierförster oder einer anderen für den Wald zuständigen Fachperson. 

Ein heikles Thema sind die Löhne bei Unternehmern? Der FUS war ja gegen den GAV …

Forstunternehmen haben die Möglichkeit, attraktive Arbeitsplätze anzubieten. Gute Entlöhnung ist entscheidend.

Was heisst das konkret? 5000 Franken als Mindestlohn werden immer wieder genannt.

Wir hatten mit dem Verband Schweizer Forstpersonal diesbezüglich Differenzen, in den letzten Jahren haben wir den Mindestlohn erhöht. Der Regieansatz für den Forstwart wurde generell nicht erhöht, hier waren wir uns einig, dass dieser auch erhöht werden muss. Dazu haben wir den VSF aufgefordert, uns einen Vorschlag zur internen Kommunikation und Umsetzung zu unterbreiten. Denn die Mitglieder des VSF, also Förster und Forstwarte, sind andererseits unsere Auftraggeber, die die Preispolitik für Aufträge mitbestimmen. Ein solches Schreiben hat der VSF nie geliefert, weshalb wir uns nicht einigen konnten.

Sie erhöhen die Löhne also nur, wenn Sie eine Finanzierungszusicherung erhalten?

Eines scheint für uns klar: Wir wollen attraktive Arbeitgeber sein. Am Ende ist aber jedes einzelne Forstunternehmen gefordert, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Bezahlen wir höhere Löhne und Tarife, müssen wir das irgendwie unseren Kundinnen und Kunden weitergeben können. Sonst geht die Rechnung am Ende nicht auf. Die von uns bezahlten Löhne sind in den letzten Jahren um 11 Prozent gestiegen, jetzt muss auch der Regieansatz steigen, bevor wir über weitere Erhöhungen diskutieren können. Aus meiner Sicht handelt es sich bei dieser Lohndiskussion nicht um ein politisches Problem. Wenn wir Aufträge im Naturschutzbereich ausführen und erklären, dass ein Forstwart und somit eine Fachperson das ausführt, so ist die Akzeptanz, den Forstwart mit 85 Franken zu verrechnen, gross. Es ist da manchmal schwierig nachzuvollziehen, warum dann gerade von öffentlichen Forstdiensten plötzlich Stundenverrechnungssätze von 70 Franken bereits als zu hoch eingestuft werden.

Macht der Fachkräftemangel Ihnen Sorgen?

Der Fachkräftemangel ist in allen Branchen zu spüren, umso wichitiger ist es, dass sich die Forstbranche weiterentwickelt zu einer attraktiven und modernen Branche. Hier spielt nicht nur der Lohn eine grosse Rolle. Auch monotone Arbeiten, veraltete Verfahren sowie Strukturen, Entwicklungsmöglichkeiten und Digitalisierung sind von Bedeutung. Wichtig ist: Gedanklich sollte man nicht im Waldbau steckenbleiben und nicht die Umstände für das Personal erschweren. Hier muss ein Ausgleich zwischen Waldbau, Kosten und Ausführung gemacht werden, ansonsten fehlt uns das Personal irgendwann gänzlich.

Auf der Website bei Ihrer Firma heisst es, «echte Männer» würden im Einsatz stehen. Wie steht es mit Frauen? Haben die keinen Platz in der Forstunternehmerwelt?

Doch, natürlich  mit der entsprechenden Ausbildung. Es gibt einfach nicht viele Frauen, die sich zur Forstwartin ausbilden lassen.

Das könnte ja auch an den Rahmenbedingungen liegen, die ihnen geboten werden.

Die Möglichkeit einer Integration von Frauen besteht vielerorts bereits. Ich denke, das ist abhängig vom Unternehmen. Aber es gibt kaum Jobanfragen von Frauen. Auf Vollerntern oder Forwardern könnte ich mir die Beschäftigung in Teilzeit und von Frauen gut vorstellen. Bei Seilkrangruppen ist es schwieriger, Teilzeit praktikabel zu halten. Auch die Frage, ob die Teams immer in der Region tätig sind oder auch auswärts arbeiten müssen, spielt eine Rolle. Grundsätzlich wird auch bei den Männern mehr Teilzeit nachgefragt. Man darf nie vergessen, dass die Holzerei eine sehr kräftezehrende Betätigung ist.

Der FUS bringt auch die ganzjährige Holznutzung ins Spiel. Warum?

In gewissen Gebieten haben wir Arbeitsunterbrüche von bis zu vier Monaten, vereinfacht gesagt während der gesamten Brut- und Setzzeit. Ich höre von vielen Forstunternehmen, dass dieses Problem sie wirklich beschäftigt. Nur mit einer Volljahreszeitauslastung können wir auch attraktive Dauerstellen anbieten. Die Wetterentwicklung zeigt, dass wir hier neu denken sollten: April und Mai dieses Jahr waren zu nass, Holzrücken war fast unmöglich, ohne deutliche Spuren im Bestand zu hinterlassen. Auch im Winter ist der Boden nicht immer gefroren. Im Sommer hingegen ist der Boden oft sehr trocken und könnte mit verhältnismässig wenig Bodenverletzung befahren werden. Bei der Holzschlagspause wegen der Brut- und der Setzzeit, die ja oft einfach pauschal angewandt wird, müsste man fragen, ob sie für das entsprechende Gebiet, in dem ein Holzschlag durchgeführt werden sollte, notwendig ist. In eine ganzheitliche Naturschutzbetrachtung müsste einfliessen, dass durchforstete Wälder wichtig für Stabilität und Biodiversität sind und der Eingriff erfolgen sollte, wenn die Folgen am geringsten ausfallen. Zudem: Nicht alle Vögel brüten überall. Mag auf einer Fläche der Vogelschutz sinnvoll sein, ist er auf einer anderen zu vernachlässigen. Zudem werden solche Eingriffe ja nicht über eine grosse Fläche durchgeführt, sind also immer punktuell. 

ZUR PERSON

Remo Abächerli, geb. 1989, kommt aus einer Forstunternehmerfamilie. «Abächerli Forstunternehmen» wurde 1985 von Vater Alois Abächerli gegründet. Heute beschäftigt das Unternehmen rund 30 Mitarbeiter. Nach der Ausbildung zum Forstwart hat Remo Abächerli 2013 die Ausbildung zum Förster HF abgeschlossen und 2018 das Unternehmen von seinem Vater übernommen. (hws)

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